Ursula Lehmann-Brockhaus (1934-2019) studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Paläographie an der Universität München und promovierte mit einer Arbeit über Francesco Bonsignori. Von 1963 bis 1968 lebte sie in Paris und erstellte dort u.a. als Assistentin des Malers Jean Dubuffet sein Werkverzeichnis der Grafik. Über Dubuffet mit Asger Jorn in Kontakt gekommen, erarbeitete sie in dessen Auftrag anschließend den Katalog von Mattas grafischem Werk für das Silkeborg Kunstmuseum (1969). Von 1968 bis 1973 war sie Assistentin an der Nationalgalerie in Berlin. Seit 1974 lebte sie in Rom. Zum Werkverzeichnis der Gemälde von Jorn, herausgegeben von Guy Atkins mit der Hilfe von Troels Andersen, trug sie zwei Texte über Grafik (Band II) und Skulptur (Band III) bei. 2007 verfasste sie den Katalog zur Ausstel- lung Asger Jorn in Italien. Werke in Keramik, Bronze und Marmor 1954-1972, die im Silkeborg Museum (DK), im Museum Villa Stuck, München und in der Kunsthalle Emden zu sehen war. 2011 legte sie eine detaillierte Untersuchung des 1954 von Jorn organisierten Keramik-Symposiums in Albisola vor, das unter dem Titel Incontro internazionale della ceramica. Albisola 1954. Appel, Baj, Corneille, Dangelo, Jorn, Matta in der Werkstatt Mazzotti Giuseppe erschien. Während der Arbeit an Asger Jorn. Die Jahre in Italien 1954-1973, ihrer umfassenden, dritten Untersuchung zu dem Thema, verstarb die Autorin in Rom.
Der dänische Künstler Asger Jorn (1914-1973) ist neben Edvard Munch der wichtigste Vertreter der skandinavischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Über Ausstellungen und Publikationen von Ursula Lehmann-Brockhaus wurde Jorns bildhauerisches Schaffen, das untrennbar mit seinem Leben und Wirken in Italien verbunden ist, mittlerweile sehr gut erschlossen. Mit ihrem abschließenden Buch weitet die Autorin den Blick und nimmt neben dem plastischen Werk nicht nur Jorns Malerei in den Fokus – eine Malerei, die nach dem Umzug an die italienische Riviera einen entscheidenden Schub erfuhr –, sondern auch seine kulturpolitischen Aktivitäten, seine Verbindungen zu anderen Künstlern vor Ort und seine prägende Rolle im italienischen Kunstgeschehen. Von einer Tuberkulose-Erkrankung gezeichnet, zog Jorn 1954 auf Anraten seines Freundes, des italienischen Malers Enrico Baj, nach Albisola, ein für seine Keramiktradition berühmtes Städtchen an der ligurischen Küste. Von dort aus spann Jorn, der wie kein anderer an einem länderübergreifenden Austausch von Künstlern interessiert war, sein internationales Netz weiter. Darüber hinaus erschloss er sich mit Keramik, Bronze und Marmor neue bildnerische Materialien und Techniken und entwickelte seine Malerei zu der Farbgewalt, für die er heute weltweit Anerkennung erfährt. Sein eigenes Wohnhaus mit Garten und Atelier gestaltete er zu einem Gesamtkunstwerk, das nach jahrelangem Dornröschen-Schlaf als Casa Jorn heute Besucher*innen von nah und fern nach Albisola lockt. Die bedeutende Rolle, die Jorn in Italien und Italien für Jorn spielte, wurde bisher noch nicht angemessen gewürdigt.
Vorwort, Carla Schulz-Hoffmann – HISTORISCHE ZUSAMMENHÄNGE 1954-1957 - Die Anfänge 1954-1955 - Das Jahr 1954 - Das Jahr 1955 - Die Hexen von Pozzo Garitta - Das Experimentallabor in Alba und Pinot Gallizio - „Laboratorio sperimentale del M.I.B.I.“, September 1955 - Juli 1957 - „Laboratorio sperimentale del I.S.“, Juli 1957 - Juni 1960 - Eristica - „Primo congresso mondiale degli artisti liberi“, Alba, September 1956 - Der Kongress - Erste Retrospektive futuristischer Keramik - Ausstellung im Politeama Corino - Einrichtung eines „Museums moderner Kunst“ in Alba - Nach dem Weltkongress bis zur Gründung der I.S. in Cosio d’Arroscia, Juli 1957 – KÜNSTLERISCHE VERBINDUNGEN UND AKTIVITÄTEN IN ITALIEN - In Italien geschaffe- ne Werke - „Le jardin d’Albisola“ - Jorn im italienischen Kunstgeschehen - Seine Bedeutung als Künstler und Theoretiker - Ausstellungen, Kunsthändler, Sammler - Freundschaften in Italien - Jorn als Vermittler seiner italienischen Künstlerfreunde in Dänemark – ANHANG - Dokumente - Jorn in der Erinnerung seiner Freunde - Verzeichnis ausgewählter Ausstellungen in Italien - Literaturnachweis - Fotonachweis - Dank der Autorin und editorische Notiz